Es ist Januar, ein paar Tage nach Neujahr. Dreikönig ist auch schon vorbei. Manche Leute behaupten, man merke bereits, dass der Frühling nicht mehr weit sei: Das Licht sei anders, es liege schon ein bisschen intensiver auf den Feldern und auf dem Fluss als noch vor drei, vier Wochen. Etwas von Hoffnung liege darin, von Blattaustrieb und Vogelsang.
Wunschdenken, finde ich. Noch deutet wenig darauf hin, dass die Natur bald wieder erwacht, dass sich «das Jahr langsam ins Licht dreht», wie es in einem Gedicht von Peter Huchel so schön heisst. Längst verdorrte Blüten zittern im Wind, die Nacht beginnt früh und endet spät, die Kerzen sind verlöscht, das Festlachen ist verklungen, noch schlummert das Jahr.
Wird es noch schneien? Wird es noch Eis und arktische Kälte geben? Momentan ist unser Garten aper, und auf der blassgrünen Grasdecke unter dem alten Apfelbaum zeigen sich… Ja was denn? Tatsächlich, hier zeigen sich bereits erste Spitzen der Schneeglöckchen. Sollte in den nächsten Wochen Föhn aufkommen, werden sie, zusammen mit den Krokussen und Winterlingen, kein Halten mehr kennen.
Vielleicht. Wenn. Falls. Anfang Jahr ist so vieles noch offen. Im Februar wird dann manches klarer. Im Februar werde ich wieder Telefone bekommen von Leuten, die mich für ein Projekt gewinnen oder zu einem Wiedersehen einladen möchten, oder ich bin es, der in derselben Absicht jemanden anruft. Im Februar, wenn sich das Jahr langsam ins Licht dreht. Noch ist es nicht so weit, aber schon bald.
Die paar wenigen Januar-Wochen sind schnell vorbei, dann geht das Leben wieder richtig los, mit allen erschwerenden Umständen, die im Moment halt dazugehören. Ich freue mich darauf – mit dieser Vorfreude lässt es sich im öden Januar bestens leben.