Niklaus von Flühe (1417 – 1487), auch bekannt als Bruder Klaus, ist der Schweizer Nationalheilige und steht vorab in den katholischen Landesgegenden noch immer hoch im Kurs. Auch in den reformierten Regionen ist der Mann mit den ausgezehrten Gesichtszügen, dem braunen Gewand und dem langen Stecken bestens bekannt: als Eremit, Gottesmann, Mystiker und einstiger Berater von wichtigen wie auch von einfachen Leuten.
In seiner ärmlichen Behausung in der Melchaa-Schlucht bei Flüeli-Ranft muss seinerzeit deutlich mehr Betrieb geherrscht haben, als man bei einem Einsiedler erwarten würde. Aber Bruder Klaus stand schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit, die Leute wollten ihn sehen und hören. Er war ein spiritueller Popstar wie heute der Dalai Lama.
Die Einsiedelei mit Hütte und Kapelle steht nach wie vor und wird von vielen Menschen aufgesucht. Von geschichtlich Interessierten, zudem von Leuten, die etwas vom besonderen Hauch einfangen wollen, der über dieser Stätte schwebt. Mit Fug und Recht darf man also behaupten, dass sich das spirituelle Zentrum der Schweiz in Flüeli-Ranft befindet.
Gestern machte ich am Computer eine zufällige Entdeckung. Auf Google Maps sah ich, dass Flüeli-Ranft im Kanton Obwalden und die Alp Älggi, der Flächenschwerpunkt der Schweiz, bloss zehn Kilometer Luftlinie auseinanderliegen. Anders gesagt: Der spirituelle und der geografische Nabel unseres Landes sind praktisch deckungsgleich. Zufall? Natürlich. Aber ich finde: ein bemerkenswerter Zufall…